Historische Bauten können Geschichte und Geschichten erzählen. Wichtig ist nur, dass man die Sprache in der sie erzählen auch verstehen können muss. Die historische Bauforschung beschäftigt sich zusammen mit der klassischen historischen Hausforschung mit der Erforschung und geschichtlichen Einordnung historischer Bausubstanz. Nur durch eine zeitliche Einordnung ist es möglich den kulturhistorischen Wert eines bestehenden Gebäudes einschätzen zu können. Ist die Konstruktion etwas Besonderes? Stecken noch ältere Bauteile in meinem Haus? Gibt es Hinweise auf frühere Umbauphasen? Gerade bei Sanierungen ist die vorherige Untersuchung solcher Fragen viel wert, denn sie umreissen das Feld der Sanierung- und Nutzungsmöglichkeiten und legen offen, wo besonders schützenswerte Bereiche in einem Denkmal zu finden sein können, wo Schäden sind und wo guten Gewissens erneuert werden kann.
Die Auseinandersetzung mit der bestehenden Bausubstanz geht jedoch weit über das bloße Materielle hinaus. So spielen sozialgeschichtliche, handwerksgeschichtliche und ökonomiehistorische Faktoren bei jeder Betrachtung eines Kulturdenkmals mit ein. Die fundierte Kenntnis der Regionalgeschichte ist ein zwingendes Muss, um die Spuren der Jahrhunderte an einem Gebäude lesen zu können, als würden sie in einem Buch stehen.
Die historische Bauforschung ist heute eine anerkannte Wissenschaft und stellt eine spezialisierte Schnittstelle zwischen den technisch-historischen und den Gesellschaftswissenschaften dar.
„Bauten und Häuser sind von Menschen gemacht, von Individuen zu einer Individualität zusammengefügt. Im gewissen Sinn können wir daher die alten Bauten auch wie Menschen betrachten; mit einem, nur im Grundsatz gleichen Skelett, einer individuellen Anatomie und mit Wunden, Narben und Krankheitsbildern aus unterschiedlichsten Ursachen.“
Gerd Schäfer
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